Gesundheit durch Essen?

19. Oktober 2023

Lesezeit:  Minuten

Kann man Gesundheit essen?

  • Du fühlst dich oft antriebslos, ohne Energie, schlapp und müde?
  • Deine Laune ist häufiger im Keller, als dir lieb ist?
  • Du nimmst gefühlt jeden Infekt mit, der dir über den Weg läuft?
  • Du leidest unter Stoffwechselstörungen oder hast Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, hohe Blutfette?
  • Dein Arzt / deine Ärztin rät dir, deine Ernährung umzustellen, der Gesundheit wegen?
  • Du frägst dich, wie das Essen zu deiner Gesundheit beitragen kann?

Was haben Nährstoffe mit der Gesundheit  zu tun?

Die Nährstoffe sind der Treibstoff und die Bausubstanz für unseren Körper.

  • Die Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße liefern Energie und Grundsubstanzen für jede Zelle und jedes Organ.
  • Die Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, sind für die Feinjustierung verantwortlich. Sie regulieren den Auf-, Um- und Abbau von all den Stoffen, Zellen und Abbauprodukten im Körper. Angefangen von den Nahrungsbestandteilen, über die Körper- und Immunzellen, Hormonen, Nervenüberträgerstoffen, bis hin zu den Abbauprodukten und Schadstoffen, die ausgeschieden werden müssen.

In jeder Sekunde finden in unserem Körper unzählige Stoffwechselprozesse statt. Körperzellen, Hormone, Nervenüberträgerstoffe werden auf-, um- oder abgebaut. Schadstoffe und "Abfall" aus den Stoffwechselwegen werden abgebaut und für die Ausscheidung vorbereitet. Auch das Zusammenspiel der Hormone will gesteuert werden.

All diese Dinge laufen ab, ohne dass es uns bewusst ist. Im besten Fall laufen diese Prozesse wie ein gut geöltes Uhrwerk, indem ein Zahnrädchen in das andere greift und die gesamte Konstruktion am Laufen hält.

Damit diese Prozesse reibungslos laufen können, werden alle Nährstoffe in ausreichender Menge und Zusammensetzung benötigt. Fehlt eines oder ist es in zu geringen Mengen vorhanden, kommen Stoffwechselprozesse ins Stocken. Es kommt "Sand ins Getriebe" - die Zahnräder greifen nicht mehr ineinander.

Die Folge: Zellen, Hormone und Nervenüberträgerstoffe können nicht mehr richtig aufgebaut werden, Schadstoffe und "Abfall" kann nicht mehr abgebaut und unschädlich gemacht werden.

Für einen gewissen Zeitraum kann der Körper das Stocken in dem einen oder anderen System kompensieren. Dauert die Minderversorgung oder gar der Mangel lange an, klappt es mit der Kompensation auch nicht mehr reibungslos - es können auf lange Sicht Krankheiten entstehen.

Die unzähligen Stoffwechselprozesse, die in unserem Körper ablaufen, merken wir in der Regel nicht. Kommen sie jedoch ins Stocken, dann kommt es zunächst zu unspezifischen Symptomen: Wir werden schneller müde, sind unkonzentriert, weniger belastbar. Wir sind energielos, antriebslos und die Laune ist im Keller.  Die Schlagkraft des Immunsystems ist geschwächt - scheinbar jeder Infekt bleibt an uns hängen. Die Wenigsten denken dabei an die Ernährung.

Im weiteren Verlauf - und das kann mitunter erst nach mehreren Jahren bis Jahrzehnten der Fall sein - stellen sich die Krankheiten ein.

 Krank durch das Essen?

Laut Studien gilt eine ungesunde Ernährung als eine der wichtigsten Risikofaktoren nicht nur für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für viele weitere Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Demenz und Krebs. Für 2020 wurden vom Robert-Koch-Institut  ca. 510 000 neue Krebsfälle prognostiziert - ein Drittel davon wird auf eine falsche Ernährung zurückgeführt. 

französisches Sprichwort

Man gräbt sich sein Grab mit den Zähnen

Insbesondere Übergewicht wird als ein gesundheitliches Risiko angesehen. 

Übergewicht führt zu einer Vergrößerung der Fettzellen - diese können vor allem als Bauchfett gefährlich werden. Das Fettgewebe im Bauchraum kann Hormone und Botenstoffe bilden, die weitreichende Folgen haben können. So können sie zu Entzündungen führen, die meist gar nicht wie Entzündungen in Erscheinung treten und daher oft nicht bemerkt werden. Sie werden auch als "silent inflammation", also "stille Entzündung" bezeichnet.

Beispiel Typ-2-Diabetes mellitus

Beim Typ-2-Diabetes geht man davon aus, dass eben eine solche "stille Entzündung" zum Krankheitsgeschehen beiträgt. Eine oft unbemerkte Entzündung, hervorgerufen durch Botenstoffe, die vom Fettgewebe im Bauchraum, dem sogenannten viszeralen Fett, ausgeschüttet werden. Diese stille Entzündung kann dazu führen, dass die Zellen nicht mehr ausreichend auf das Insulin reagieren - eine Insulinresistenz entsteht. In der Folge kann der Zucker aus dem Blut nicht mehr in die Zellen eingeschleust werden. Der überschüssige Zucker im Blut kann zur Verzuckerung der Eiweiße führen, was wiederum die gefürchteten Spätkomplikationen nach sich ziehen kann.

Wie hoch dein persönliches Risiko ist, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, kannst du mit dem Deutschen Diabetes-Risiko-Test testen.

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Erkrankung? Wie wirken die Nährstoffe und Vitamine? Wie kann der Entstehung vorgebeugt werden? Wieso hat der Darm etwas mit dem Diabetes zu tun? Und wie kann die Ernährung zur Besserung beitragen? 

Die Antworten auf all diese Fragen sind nicht mit einem Satz zu beantworten. Nur kurz zusammengefasst: Das Essverhalten im Allgemeinen, sowie die Nährstoffversorgung im Besonderen trägt sowohl zur Entstehung als auch zum weiteren Krankheitsverlauf des Diabetes mellitus bei. Die gute Nachricht ist: Das Essverhalten als auch die Nährstoffversorgung können nicht nur den Diabetes fördern, sondern ebenso dazu beitragen, die Gesundheit so lange wie möglich zu erhalten und die Lebensqualität verbessern. Ein kleines Beispiel ist der Zusammenhang zwischen Magnesium mit der Insulinwirkung - das kannst du hier nachlesen.

Es gibt neben dem Magnesium und der Insulinwirkung aber auch noch einige weitere Faktoren: Wie das Essverhalten mit der Erkrankung zusammenhängt und wie genau welche Nährstoffe im Einzelnen wirken, füllt ein ganzes Buch und würde den Rahmen dieses Blogs sprengen. 

Daher habe ich dieses alles zusammengeschrieben und bin auf diese Fragen im Einzelnen detailliert eingegangen. Das Buch geht über das bekannte "Esst mehr Obst und Gemüse" hinaus. Es soll vielmehr helfen, die Stoffwechselvorgänge im Körper zu verstehen und den Einfluss der Nährstoffe zu verdeutlichen. Zudem soll es nicht nur die Zusammenhänge verstehen helfen, sondern es gibt auch Tipps an die Hand, wie man die Ratschläge im eigenen Alltag umsetzen kann und so vom Wissen ins Handeln kommt.

Wenn dich das näher interessiert, kannst du es hier ausführlich nachlesen: 

 "Diabetes mellitus - Nährstoffe als Stoffwechselbooster?  Warum das richtige Essen helfen kann"

Wie wirken Nährstoffe auf die Gesundheit?

Nährstoffe sind die Grundbausteine unserer Zellen, liefern Energie und sind bei Auf-, Um- und Abbauprozessen im Körper unverzichtbar. Wie sie nun einen Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen können, zeige ich dir in ein paar kleinen Beispielen:

Herz-Kreislauf-Erkankungen und B-Vitamine

Homocystein ist ein Zwischenprodukt, das beim Abbau eines anderen Eiweißbausteins anfällt. Dieses Homocystein wird als Risikofaktor für den Verschluss von Gefäßen angesehen. Ein Gefäßverschluss kann zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. In Studien wird eine hohe Homocystein-Konzentration im Blut auch als Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz angesehen.

Homocystein entsteht kurzfristig als Abbauprodukt der essenziellen Aminosäure Methionin. Das Methionin wird mit der Nahrung aufgenommen und wirkt antioxidativ. Es ist an Entgiftungsprozessen bzw. an der Regeneration von Leber und Nieren beteiligt.

Das bei der Verstoffwechselung von Methionin entstehende Homocystein ist eine schädliche Substanz, die in der Regel im Körper wieder unschädlich gemacht wird. Dazu werden die Vitamine B6, B12 und Folsäure benötigt.

Homocystein wird mit Hilfe der Nährstoffe Folsäure und Vitamin B12 wieder in Methionin regeneriert. Ist das nicht möglich, wird es über einen anderen Stoffwechselweg zu Cystathionin umgebaut. Dafür wird wiederum Vitamin B6 benötigt

Sind diese Vitamine nicht ausreichend vorhanden, kann Homocystein nicht abgebaut werden, es häuft sich im Körper an und kann Schäden anrichten.

Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und B-Vitamine

Selbst die Stimmungslage und der Schlaf werden von den B-Vitaminen beeinflusst, indem sie im Stoffwechsel der dafür verantwortlichen Stoffe eine zentrale Rolle spielen.
Das Glückshormon Serotonin wird aus einem Eiweißbaustein, der Aminosäure L-Tryptophan, gebildet.

Das Tryptophan kann der Körper nicht selbst herstellen, es muss daher mit der Nahrung zugeführt werden. Daher zählt das Tryptophan zu den essentiellen Aminosäuren.

Damit aus der Ausgangssubstanz L-Tryptophan das Serotonin entstehen kann, ist Vitamin B6 notwendig.

Ist zu wenig von dem Eiweißbaustein L-Tryptophan oder zu wenig Vitamin B6 vorhanden, kann das Glückshormon Serotonin nicht aufgebaut werden.

Ein Mangel an Serotonin kann sich in Antriebslosigkeit, gedrückter Stimmungslage bis hin zur Depression äußern.

Aus dem Serotonin wiederum entsteht das Schlafhormon Melatonin. Ist zu wenig Serotonin vorhanden, fehlt diese auch als Ausgangssubstanz für Melatonin. Dessen nicht ausreichende Produktion wiederum kann zu Schlafstörungen führen.

Diabetes mellitus, Insulinwirkung und Magnesium

Magnesium ist neben Kalium der wichtigste Mineralstoff in der Zelle. Es wird in sehr vielen Stoffwechselprozessen benötigt, unter anderem im Kohlenhydratstoffwechsel. Zahlreiche Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen einer unzureichenden Versorgung mit Magnesium und einer Störung der Glucoseverwertung hin.

Magnesium wird für die reibungslose Funktion von Insulin benötigt. Das Mineral ist notwendig, damit Insulin an seinen Insulinrezeptor binden kann als auch für die Weiterleitung des Insulinsignals in die Zelle.

Ist zu wenig Magnesium vorhanden, kann das Insulin nicht richtig an seinen Insulinrezeptor an der Zelle andocken. Auch kann die Information des Insulins an die Zelle  - "Glucose aufnehmen"  - nicht reibungslos weitergeleitet werden. Die Folge: Die Glucose kann so schlechter aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden - der Blutzuckerspiegel kann nicht abgesenkt werden und bleibt hoch.

Eine niedrige Magnesiumkonzentration in den Zellen wird als eine wesentliche Ursache für eine Insulinresistenz angesehen.

Weitere Informationen zur Wirkung der Nährstoffe beim Diabetes mellitus habe ich in meinem Buch zusammengefasst:

Diabetes mellitus - Nährstoffe als Stoffwechselbooster?
Warum das richtige Essen helfen kann 

Welche Rolle spielt der Darm?

Der Darm ist nicht nur ein langer Schlauch, der die Verdauung kanalisiert. Vielmehr ist es ein ganzes Ökosystem. Der Darm ist besiedelt mit 100 Billionen Mikroorgansimen - Darmbakterien, die nicht nur die Nährstoffe aus unserer Nahrung abbauen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit im Allgemeinen leisten. 

Die Gesamtheit der Darmbakterien wird auch als "Darmflora", "Darmmikrobiom", oder "Mikrobiom" bezeichnet. Dieses Darmmikrobiom ist für jeden Menschen einzigartig - so einzigartig, wie der Fingerabdruck.

Die Artenvielfalt in diesem inneren Ökosystem in unserem Verdauungstrakt leistet nicht nur einen wichtige Beitrag zu unserer Gesamtgesundheit, sondern beeinflusst auch den Appetit und den Stoffwechsel.  Es hat somit auch einen Einfluss darauf, ob jemand zu Übergewicht neigt oder schlank bleibt. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass das Darmmikrobiom bei Übergewicht eine Rolle spielt als auch einen großen Einfluss auf die Entstehung von Krankheiten hat. 

Ja sogar auf unsere Stimmungslage hat das Darmmikrobiom einen Einfluss, denn der Darm und das Gehirn kommunizieren miteinander. Die Nerven, die vom Darm ausgehen senden sogar mehr Signale an das Gehirn als umgekehrt. Nicht umsonst wird der Darm auch als "Bauchgehirn" bezeichnet.

Das Gleichgewicht und die Vielfalt der unterschiedlichen Darmbakterienarten wird Eubiose genannt und trägt entschieden zur Gesundheit bei.

Im Gegensatz dazu wird als Dysbiose das Ungleichgewicht zwischen den vielen Darmmitbewohnern bezeichnet. Ist das Darmmikrobiom unausgewogen und überwiegen die "schlechten" Darmbakterien, kann dies zu zahlreichen Krankheiten führen. So werden zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkankungen, Typ-2-Diabetes und einige Krebsarten mit einem unausgewogenem Darmmikrobiom in Zusammenhang gebracht.

Die Untersuchung der Rolle des Darmmikrobioms bei der Entstehung von Krankheiten ist ein wachsendes Forschungsgebiet in der Wissenschaft.

Die Zusammensetzung unseres Darmmikrobioms haben wir selbst in der Hand. Es lässt sich mit unserer Ernährung beeinflussen - in die positive, als auch in die negative Richtung.

So lässt eine überwiegend fett- und zuckerreiche, ballaststoffarme Ernährung, in dem Nährstoffe unterrepräsentiert sind, die Bakterienvielfalt verarmen. 

Andererseits hilft eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Getreide die Bakterienvielfalt zu erhalten.

Insofern hat es jeder auch mit seinem täglichen Essen selbst in der Hand, wie vielfältig sein Darmmikrobiom ausfällt und kann damit auch einen Einfluss auf die Gesundheit nehmen.

Sebastian Kneipp

dt. Naturheilkundler und Pfarrer

(1821 - 1897)

Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel.

Literaturliste

  • Dietger Mathias (2022). Fit und gesund von 1 bis Hundert mit Ernährung und Bewegung. 5 Auflage 2022. Springer-Verlag.
  • Deutsches Ärzteblatt (10.07.2023): Globale Ernährungsstudie - Fettreiche Milchprodukte und Fleisch in Maßen; https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/144479/Globale-Ernaehrungsstudie-Fettreiche-Milchprodukte-und-Fleisch-in-Massen?rt=bbc902bf04c250a9082a18341e4ad22a
  • Deutsches Ärzteblatt (18.10.2023): Krebsexperten dringen auf mehr Präventionsforschung; https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/146705/Krebsexperten-dringen-auf-mehr-Praeventionsforschung?rt=bbc902bf04c250a9082a18341e4ad22a
  • Michaela Axt-Gadermann (2022); Der Abnehm-Kompass. 1. Auflage 2022. Südwest Verlag
  • Perlmutter, D. (2016). Scheiss Schlau - wie eine gesunde Darmflora unser Hirn fit hält. mosaik-Verlag
  • Seshadri, S., Beiser, A., & Selhub, J. (14. Februar 2002). Plasma Homocysteine as a Risk Factor for Dementia and Alzheimer's Disease. The New England Journal of Medicine(7), S. 476 -483. doi:10.1056/NEJMoa011613
  • Linnebank, M. (2022). Die Bedeutung der Vitamine B6, B12 und Folat für den Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit.  cme-Kurs: https://www.cme-kurs.de/lektionen/bedeutung-von-b6-b12-folat-fuer-den-erhalt-der-kognitiven-leistungsfaehigkeit/
  • Wolter Csilla (2022); Diabetes mellitus - Nährstoffe als Stoffwechselbooster? Warum das richtige Essen helfen kann! ; Bookmundo-Verlag 28.12.2022

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