Wie beeinflussen Gene unser Gewicht?

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19. Februar 2024

Lesezeit:  Minuten

 Gene und unser Gewicht

  • Wie können unsere Gene unser Gewicht steuern?
  • Was ist eine genbasierte Ernährung?
  • Wie kann eine genbasierte Ernährung helfen?

Jeder Stoffwechsel ist anders

Eine Person kann essen, was er oder sie mag und bleibt schlank, während eine andere Person das Essen gefühlt nur anzuschauen braucht, um wieder einige Kilos mehr auf den Hüften zu haben. Jemand kann sich an fettreichen Mahlzeiten sattessen, ohne zuzunehmen. Ein anderer Mensch hingegen lässt das Brot und die Beilagen als Kohlenhydratquellen weg und tut sich mit der Gewichtsreduktion trotzdem schwer.

Ein anderes Szenario lässt sich beim Trainieren beobachten: Zwei Menschen mit ähnlicher Statur trainieren in derselben Intensität. Die eine Person nimmt mit dem Training rasch ab, während die andere Person sich noch so sehr abmühen kann, bevor ein paar wenige Pfunde purzeln.

Diesem Phänomen sind Wissenschaftler auf den Grund gegangen und haben festgestellt, dass es Gene gibt, die die Sensitivität auf Fett- bzw. Kohlenhydrataufnahme steuern. Ebenso haben sie Gene gefunden, die regulieren, wie der Körper auf  Bewegung bzw. Sport reagiert.

Der Zusammenhang zwischen der Verwertung der Nahrung und dem Körpergewicht wurde vor allem im Rahmen der Diabetespräventionsforschung entdeckt. Diese Erkenntnisse kommen nun auch zunehmend dem Durchschnittsbürger zugute.

Alte Konzepte, wonach eine Strategie für alle gelten solle, werden zunehmend von individuellen Programmen zur Gewichtsreduktion ersetzt. So können personalisiert Empfehlungen ausgesprochen werden, die auf die jeweiligen genetischen Stärken fokussieren, und die genetischen Schwächen bestmöglich ausgleichen.  

Wie unsere Gene unser Gewicht steuern können

Neuesten Untersuchungen zufolge haben Gene auch einen Einfluss darauf, welche Strategie für das Gewichtsmanagement in welchem Maße erfolgreich ist. Und das für jeden individuell.

Immer öfter werden Genvarianten entdeckt, die einen Einfluss auf unser Gewicht haben können. Diese Genvarianten geben vor, wie jeder Einzelne auf die Aufnahme von Nährstoffen reagiert und auch darauf, inwiefern Sport bei der jeweiligen Person effektiv zur Gewichtsabnahme beiträgt. 

Einzeln erhöhen die Genvarianten die Wahrscheinlichkeit für Übergewicht kaum. Wenn jedoch mehrere solcher Genvarianten vorliegen, dann kann die Kombination eine Auswirkung auf die Neigung zu Übergewicht haben.

Diese Erkenntnisse wären eine Erklärung dafür, warum die Einen mit Bewegung besser abnehmen und die Anderen mit Kalorienreduktion.

Es wurden Unterschiede in der Verwertung der Fette und der Kohlenhydrate festgestellt, die sich auch in den Genen wiederfinden. So können manche Menschen sich fettreich ernähren, ohne Gewicht zuzulegen, die anderen können sich folgenlos an Pasta und Co. gütlich tun.

Fett- und Kohlenhydrat-Aufnahme

In einer Studie 2003 nahmen einige hundert Probanden über ihre normale Ernährung hinaus täglich zusätzlich 500 Kalorien in Form von Fett zu sich und das über mehrere Monate. Erwartungsgemäß haben einige Probanden, aufgrund dieser erhöhten Fettzufuhr, Gewicht zugelegt. Es gab jedoch auch eine Anzahl von Probanden, die trotz der höheren Kalorienanzahl und Fettmenge ihr Gewicht gehalten haben.

Dieses Phänomen war keine einmalige Beobachtung, sondern konnte in mehreren weiteren Studien mehrfach repliziert werden.

Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein Gen in der Darmschleimhaut dafür verantwortlich ist. Dieses Gen bewirkt, dass die Fettaufnahme im Darm gebremst wird, sobald der Körper genügend davon aufgenommen hat. Das überschüssige Fett wird dann schlichtweg nicht mehr resorbiert und einfach über den Darm ausgeschieden.

Das hierfür verantwortliche Gen ist das sogenannte FABP2-Gen. Ist dieses Gen intakt, wird die überschüssige Fettaufnahme im Darm geblockt - die Menschen mit einem intakten FABP2-Gen nehmen trotz erhöhter Fettzufuhr nicht zu.

Bei 58% der Bevölkerung liegt eine ungünstige Variante dieses Gens vor. Diese Menschen nehmen das Nahrungsfett ungebremst auf und legen somit Gewicht zu.

Ähnliche Beobachtungen wie bei der Fettaufnahme haben die Wissenschaftler bei der Kohlenhydrataufnahme beobachtet. Das für die Kohlenhydrataufnahme zuständige Gen ist das ADRB2-Gen. Dieses Gen gibt vor, ob  Brot, Pasta und Co. direkt auf den Hüften landen oder ob jemand problemlos kohlenhydratreichen Mahlzeiten frönen kann.  Bei 78 % der Bevölkerung liegt eine ungünstige Variante dieses Gens vor. Diese Menschen haben eine erhöhte Neigung zum Jojo-Effekt, können aber mit einer Kalorien- bzw. Kohlenhydratärmeren Ernährung vergleichsweise rasch Gewicht reduzieren.

Zunehmen nur durch Fett oder Kohlenhydrate?

Hier eine ausgezeichnete  Erklärung vom Molekularbiologen und Biotechnologen Dr. Daniel Wallerstorfer 

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Hilft "FDH" oder besser Sport beim Abnehmen?

Mit welcher Strategie das Abnehmen schneller zum Ziel führt, ist auch in den Genen verankert. Die Einen können durch vermehrter körperlicher Bewegung Gewicht reduzieren, die Anderen können sich auf das  Konzept "Friss Die Hälfte (FDH)" konzentrieren.

Für eine Studie im Jahr 2005 wurden für ein zehnwöchiges Trainingsprogramm 133 Teilnehmer rekrutiert, die alle dasselbe Trainingspensum durchgeführt haben. Bei den Probanden wurde das PPARG-Gen gemessen. Die Teilnehmer mit der ungünstigen Genvariante konnten nach den zehn Wochen Training im Durchschnitt lediglich 300 g abnehmen, während diejenigen mit dem intakten PPARG-Gen durchschnittlich 1,8 Kg Gewicht reduzieren konnten.  

86% der Bevölkerung ist Träger der ungünstigen Variante dieses PPARG-Gens. Bei ihnen ist der Sport hilfreich für ein gesundes Herz-Kreislauf-System, zum Abnehmen sollten sie jedoch eine andere Strategie wählen.

Gene und die passende Abnehmstrategie

Hier eine ausgezeichnete Erklärung vom Molekularbiologen und Biotechnologen Dr. Daniel Wallerstorfer 

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Eine Auswahl weiterer "gewichtigen" Gene

FABP2-Gen

Dieses Gen ist für die Fettaufnahme und den Fetttransport verantwortlich und steuert die Fettresorption über die Darmschleimhaut. Bei einer fetthaltigen Nahrung blockt es die übermäßige Fettaufnahme im Darm. Ist dieses Gen defekt, wie bei 58% der Bevölkerung, wird das Fett ungebremst im Darm resorbiert mit der Folge einer raschen Gewichtszunahme.

PPARG-Gen

Das PPARG-Gen wird mit einem erhöhten BMI (Body-Mass-Index) in Verbindung gebracht. Es steuert die Teilung der Fettzellen und deren Wachstum im Körper. Bei 86% der Bevölkerung ist dieses Gen intakt: das heißt, sie verwerten Fett besonders effektiv, was zu einer erheblichen Gewichtszunahme und einer Neigung zum Jojo-Effekt führt. Sie profitieren eher von einer fett- bzw. kalorienreduzierten Ernährung. Die übrigen 14 % der Bevölkerung haben eine ungünstige Variante dieses Gens. Ein erfolgreicherer Gewichtsverlust kann bei ihnen besser mit vermehrter körperlicher Aktivität erreicht werden.

ADRB2-Gen

Das ADRB2-Gen reguliert die Aufnahme von Kohlenhydraten. Bei 78% der Bevölkerung ist dieses Gen defekt - sie reagieren daher besonders empfindlich auf Kohlenhydrate. Bei ihnen führt eine kalorienreduzierte und kohlenhydratarme Ernährung zu einem vergleichsweise schnellerem Gewichtsverlust.

ADRB3-Gen

Dieses Gen ist beteiligt bei der Steuerung des Fettabbaus in den Fettzellen. Menschen bei denen dieses Gen intakt ist, wie bei 83% der Bevölkerung, können der Prädisposition zur Fettleibigkeit mit regelmäßigem Sport entgegenwirken. Empfohlen wird mindestens 3 mal 60 Minuten Sport pro Woche. Die übrigen 17% mit einem veränderten Gen, sollten sich hingegen eher auf eine Kalorienreduktion konzentrieren, um Gewicht abzunehmen.

APOA2-Gen

Das APOA2-Gen aktiviert die Fettspaltung in der Leber und ist für den Transport der Nahrungsfette im Blutkreislauf mitverantwortlich. 61% der Bevölkerung haben eine ungünstige Variante dieses Gens. Sie haben eine erhöhte Fettempfindlichkeit und tendieren dazu, sich besonders kalorienreich zu ernähren.

APOA5-Gen

Ist an der Regulierung bestimmter Blutfette beteiligt. Nur 4% der Menschen haben ein vollständig intaktes Gen. Sie haben vergleichsweise selten Hunger und ein starkes Sättigungsgefühl. Wenn sie ihre Kalorienzufuhr reduzieren, verlieren sie rasch an Gewicht. Die restlichen 96% der Bevölkerung haben eine ungünstige Variante dieses Gens und damit eine hohe Fettempfindlichkeit. Menschen mit dieser Genvariante erreichen signifikant höhere Gewichtsreduktion, wenn sie Fett in der Nahrung reduzieren. 

Die Kombination der günstigen und ungünstigen Genvarianten macht das Einzigartige eines jeden Menschen aus und sagt etwas über die bestmögliche Abnehmstrategie. Je mehr ungünstige Varianten von den Genen ein Mensch hat, desto schwerer wiegt der Effekt.

Inzwischen ist man in der Lage, die Ernährungsempfehlungen und den Sport individuell an die jeweiligen Genkonstellationen anzupassen und persönliche Empfehlungen zu geben.

Umsetzung im Alltag

Die Bestimmung der Gene ist der erste Schritt. 

Manchmal bekommt man eine lange Liste von Nahrungsmitteln, die man essen oder doch lieber meiden sollte. Aber wie hilfreich sind diese Informationen im Alltag? Wie kann man diese vermeintlichen Ge- oder Verbote in die alltägliche Ernährung einbinden? 

Es gibt einen Anbieter, der diese oben angesprochenen Gene bestimmt - mittels einem Speicheltest.  Der Gentest wird anonymisiert im zertifizierten Labor von Dr. Daniel Wallerstorfer durchgeführt.

Der Anbieter bestimmt aber nicht nur die Gene, sondern gibt auch eine Online-Führung an die Hand, mit der du tagtäglich deine Ernährung gemäß deiner Genkonstellation und deinem Stoffwechsel umstellen kannst.

Es wird aufgrund dieser eigenen Genkonstellation sowie der jeweiligen persönlichen Essens-Vorlieben ein individueller Ernährungs- und Bewegungsplan erstellt, der sich an deinen Alltag anpasst. Egal, ob du für dich alleine kochst, oder ob die Familie mit isst. 

Ich selbst habe diese Anbieter getestet und persönlich gute Erfahrungen damit gemacht. 

Buchempfehlung

Wallerstorfer, Daniel (2021). 

Die Macht unserer Gene - Wie Sie mit dem Wissen über Ihre Anlagen gesund bleiben.

Bastei Lübbe Verlag

Daniel Wallerstorfer ist Molekularbiologe und promovierter Biotechnologe. Zu seinen Fachgebieten gehört insbesondere die medizinische und Lifestyle-Genetik sowie die Nutrigenetik.

In seinem Buch zeigt er eindrucksvoll und auch für den Laien verständlich, wie unsere Gene unsere Gesundheit beeinflussen können. Insbesondere zeigt er, wie man manchen genetisch bedingten Krankheiten auch vorbeugen kann. 

Er erklärt auch, wie unsere genetische Disposition unser Gewicht beeinflussen kann und warum der eine eher durch weniger Fett in der Nahrung, der andere leichter durch den Verzicht auf Kohlenhydrate abnimmt. 

Literaturliste

  • Wallerstorfer, D. (2021). Die Macht unserer Gene - Wie Sie mit dem Wissen über Ihre Anlagen gesund bleiben. Bastei Lübbe Verlag.
  • Naureen Z, Miggiano GAD, Aquilanti B, et al. Genetic test for the prescription of diets in support of physical activity. Acta Biomed. 2020 Nov 9;91(13-S):e2020011. doi: 10.23750/abm.v91i13-S.10584. PMID: 33170161; PMCID: PMC8023120.
  • Duale Hochschule Baden-Württemberg ; Kongress am 05.10.2021 Tagungsband: Personalisierte Ernährung - Anwendungsreife auf dem Prüfstand; Download Tagungsband: https://www.food-management.online/perse
  • Wolter Csilla (2022); Diabetes mellitus - Nährstoffe als Stoffwechselbooster? Warum das richtige Essen helfen kann! ; Bookmundo-Verlag 28.12.2022

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